Die Tschechen sind eine alte Kulturnation und haben die europäische Geistesgeschichte tief geprägt. Im Jahr 1348 wurde in Prag die erste Universität Mitteleuropas gegründet. Bereits im 9. Jahrhundert war unter der Herrschaft der Primisliden der Hradschin gebaut worden - die berühmte Prager Burg, die bis heute das Stadtbild beherrscht. Nach dem Primisliden-Fürsten St. Wenzel (Václav), dem Nationalheiligen, ist der geschichtsträchtige Prager Wenzels-Platz benannt.

Fast 300 Jahre gehörten Tschechien und die Slowakei zum Reich der Habsburger, bis sie nach dem Ersten Weltkrieg 1918 als Tschechoslowakische Republik selbstständig wurden. Eine frühe Industrialisierung - das Land gehörte im 19. und 20. Jahrhundert zu den zu den führenden Industrieländern der Welt - hatte das Entstehen einer selbstbewussten Nationalbewegung begünstigt. Aber die Unabhängigkeit wurde durch das Münchner Abkommen und die anschließende deutsche Besetzung im März 1939 abrupt beendet. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erlebte die Tschechoslowakei eine kurze demokratische Erneuerung, geriet jedoch ab 1948 unter den Einfluss der Sowjetunion.

Erst die "sanfte Revolution" des Jahres 1989 brachte die Rückkehr zu Freiheit und Demokratie. Am 1. Januar 1993 schließlich wurde die Trennung der ehemaligen Tschechoslowakei in zwei souveräne Staaten friedlich vollzogen. Der weltbekannte Schriftsteller und Menschenrechtler Václav Havel wurde der erste Staatspräsident Tschechiens. Václav Havel war Sprecher der 1977 gegründeten Bürgerrechtsbewegung "Charta 77" gewesen.

Trotz jahrzehntelanger Unterdrückung entfaltete sich die kulturelle Kreativität der Tschechen. In der Hauptstadt Prag finden sich berühmte Theater, Kabaretts, Jazz-Clubs, Galerien, Antiquariate und Orchester. Der tschechische Film genießt weltweites Ansehen. Milan Kundera gehört zu den bekanntesten Autoren Europas. In diesem Jahr ist Prag eine der Kulturhauptstädte Europas.