Die Geschichte der Weltausstellungen
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Wie bei allen Weltausstellungen seit der Jahrhundertwende gehörte ein Vergnügungspark auch bei der Century of Progress zu den unverzichtbaren Anziehungspunkten. Um auch hier zur Belehrung des Publikums beizutragen, ließ das Team um Nathaniel Owings Repliken eines alten chinesischen Tempels, der dem Kaiser der Mandschurei als Sommerresidenz gedient hatte, des Geburtshauses des ersten amerikanischen Präsidenten Abraham Lincoln und von Fort Dearborn, der Keimzelle der Stadt Chicago errichten. Auch die ausländischen Staaten trugen mit importierten Nachbauten zum Bildungserlebnis bei. Für das Belgisches Dorf wurden von Fassaden mittelalterlicher und barocker Häuser Gipsmatrizen abgenommen und als Vorlagen für Kulissenarchitektur, hinter der sich Restaurants und Cafés verbargen, verwendet. Große Attraktion des Dorfes waren die täglich mehrmals vorgeführten Volkstänze in belgischen Trachten.

Dahinter begann die nach dem Vorbild der Weltausstellung von 1893 'Midway' benannte Vergnügungszone, die Zerstreuungen aller Art bot: von einer Schlangenschau und einen Flohzirkus bis zur skandalumwitterten Striptease-Show des Showstars Sally Rand, die für ihre Darbietung zunächst mit Gefängnisstrafe bedroht wurde. Außerdem waren die von anderen Weltausstellungen her bekannten Tanzvorführungen exotischer Völker hier untergebracht. In den Straßen von Paris waren große Nachtlokale, Peepshows, Tanzhallen, eine Nudistenkolonie und Spielhöllen untergebracht. Einige dieser Lokalitäten mussten von den Behörden wegen Verstoßes gegen die guten Sitten wieder geschlossen werden, überall aber wurde mit Freibier im Herbst 1933 die Aufhebung der Prohibition gefeiert.

Eigens für Kinder wurde ein großer Spielplatz mit Karussellen, Miniatureisenbahn und Ponyreitbahn gebaut, der 'Enchanted Island', die verzauberte Insel hieß. Die Kinder wurden hier von geschulten Animatoren betreut, in einem Puppentheater mit lustigen Lehrstücken unterhalten und konnten in der Kinderbibliothek Bücher ausleihen. Dadurch wurden die Kinder gleichsam selber zu Exponaten der Weltausstellung, sollten doch hier fortschrittlichste Erziehungsmethoden am lebenden Objekt demonstriert werden.

Ebenfalls didaktische Ziele verfolgte die Ausstellung 'A Million Years Ago', die in Dioramen und mit mechanisch animierten, lebensgroßen Plastiken Lebewesen im Paläozoikum in ihrer natürlichen Umgebung vorführte. Auf Laufbändern wurden die Besucher an den Exponaten entlang transportiert. Doch die erwarteten Publikumsmassen blieben aus, da die Ölraffinerie Sinclair in ihrem Firmenpavillon ebenfalls bewegliche Dinosaurier zum Nulltarif vorführte.

Das von den Ausstellungsarchitekten ungeliebte Wahrzeichen der Weltausstellung aber wurde der Sky Ride, eine Hochseilbahn, die über die Lagune führte. Zwei 600 Meter voneinander entfernte und 190 Meter hohe Stahlgerüsttürme überragten das ganze Gelände und zerstörten damit die Proportionen der Ausstellungsarchitektur. Den Ingenieuren der Türme waren für ihre Entwürfe keine dekorativen Zutaten erlaubt worden, nur die bis auf 180 Meter Höhe zu einer Aussichtsplattform fahrenden, beleuchteten Aufzüge und die Flutlichter an den Spitzen schmückten die Gerüste ein wenig. In 70 Meter Höhe waren die Türme mit Stahlkabeln verbunden, an denen große Gondeln für jeweils 60 Passagiere hingen und von einem Turm zum anderen fuhren. Die Gondeln sahen aus wie Raketen und stießen bunte Rauchwölkchen aus. Nach drei Minuten allerdings war das Fahrvergnügen bereits vorbei.


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Die Weltausstellung 1933 & 1934 in Chicago
Skyride und Enchanted Island
Jahr: 1933Stadt: ChicagoLand: USA
Dauer: 27. Mai - 12. November 1933 und 25. Mai

 

 

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