Die Geschichte der Weltausstellungen
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Spanien befand sich seit 1936 im Bürgerkrieg. Die heftigen Kämpfe auf der iberischen Halbinsel hatten das anfängliche Interesse der Republik an einem würdevollen Auftreten auf der Weltausstellung vollständig in den Hintergrund treten lassen. Erst als der spanische Gesandte in Paris den großen propagandistischen Wert der Ausstellung zur Beeinflussung der Weltöffentlichkeit erkannt hatte, wurde die Errichtung eines spanischen Pavillons wieder mit großem Nachdruck betrieben. Der Beitrag sollte die Weltöffentlichkeit für die zugespitzte Lage in Spanien sensibilisieren, die sich seit der Intervention der deutschen und italienischen Regierungen zu einem europäischen Konflikt entwickelt hatte. Man wollte vor den Gefahren des Faschismus warnen und das Image der republikanischen Regierung durch Präsentation ihrer Errungenschaften verbessern.

Heutzutage ist der spanische Pavillon vor allem wegen eines Exponats bekannt - Pablo Picassos "Guernicá": In Erinnerung an den Angriff einer deutschen Fliegerstaffel auf die baskische Stadt hatte Picasso ein großes Wandbild geschaffen, das zum Sinnbild für alle Kriegsgräuel im 20. Jahrhundert wurde.
Doch schon die zeitgenössische Kritik lobte den spanischen Beitrag angesichts seiner architektonischen Konzeption in Verbindung mit den herausragenden Kunstwerken als Meisterstück avantgardistischer Pavillongestaltung.

Die Architekten Jose-Luis Sert und Luis Lacasa waren für den Entwurf des Gebäudes verantwortlich. Nach der Grundsteinlegung im Februar 1937 wurde das Gebäude in einer außerordentlichen Kraftanstrengung in nur fünf Monaten fertiggestellt. Ein Rundgang sah zunächst den Weg durch den Garten mit Skulpturen in den Raum vor, der das Wandgemälde Picassos Guernica und den Quecksilberbrunnen von Alexander Calder beherbergte. Direkt daneben befand sich ein überdachter Hof mit einer Bar und Bühne, wo u.a. Filme von Luis Buñuel gezeigt wurden. Quer über dem Erdgeschoss lagen zwei rechteckigen Stockwerke, die über eine hufeisenförmige Rampe erreicht werden konnten. Zuerst erreichte man die oberste Ausstellungsebene mit der Folkloreausstellung und einer Auswahl von aktuellen Kunstwerken, die in Reaktion auf die Schrecken des Bürgerkriegs entstanden waren. Vorbei an dem großformatigen Gemälde "Der Schnitter" von Miró - eine weitere Auseinandersetzung mit dem Krieg in Spanien -, gelangte man eine Ebene tiefer, wo mit Fotomontagen über das soziale, wirtschaftliche und politische Leben Spaniens informiert wurde.

Durch eine einfache Metallträgerkonstruktion waren Räume geschaffen, deren Wände zum Teil transparent blieben oder selbst auf ihrer Außenseite Fläche für Fotomontagen oder Texte boten. Bereits von Weitem konnten die Besucher wie in einer bunten Illustrierten etwas über dessen Inhalte erfahren. Anders als bei einer schlichten Illustration einer Ideologie oder der Demonstration elitären Machtanspruchs durch klassizistische Kulissenarchitektur entstand hier durch die intellektuelle Zusammenarbeit von Künstlern, Filmemachern, Schriftstellern, Politikern und den Architekten ein vielfältiges Bild spanischer Kultur. Die von Leichtigkeit geprägte, durchlässige Architektur, die räumlich die Grenzen von Innen und Außen aufhob, hatte für die Kommunikation der verschiedenen Bereiche und Medien den idealen Ort geschaffen.


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Die Weltausstellung 1937 in Paris
Werbung für die Volksfront: Der spanische Pavillon
Jahr: 1937Stadt: ParisLand: Frankreich
Dauer: 25. Mai - 25. November 1937

 

 

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