Die Geschichte der Weltausstellungen
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Copyright: Le Memorial officiel de l'Exposition universelle et internationale de Bruxelles 1858-1962, Bd. 4, Ti

Spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg war die Idee der vergangenen Weltausstellungen, den technischen Fortschritt bedingungslos zu feiern, fragwürdig geworden. Die Motivation für die Ausrichtung dieser Großprojekte im Zeitalter der Massenmedien musste neu überdacht werden. In diesem Sinne versuchte man in Brüssel - wo 1958 die erste Weltausstellung nach dem Krieg stattfinden sollte - zumindest rhetorisch den Menschen in den Mittelpunkt des Interesses zu rücken. Allerdings war allein durch die Ankündigung noch kein innovatives Konzept gefunden oder eine neuartige Aufgabe für eine Weltausstellung entwickelt. Mit dem Motto: "Der Fortschritt und der Mensch" sollte eine kritische Prüfung des wissenschaftlichen Fortschritts aus anthropologischer Sicht angeregt werden: "Wir wollen eine Bilanz menschlichen Wirkens auf allen Gebieten in der modernen Welt aufstellen: den Völkern klar und dynamisch zum Bewusstsein bringen, dass sie verpflichtet sind, dieser Welt das Menschliche zurückzugeben. (...) 'Brüssel 1958' will also eine vollständige Bilanz der modernen Welt aufstellen, aus dieser Bilanz die positiven Elemente herausgreifen, die großen Strömungen, die heute die Menschheit führen, ins Licht stellen und von dieser Synthese ausgehend, der menschlichen Tätigkeit eine neue Orientierung verleihen. Wir wünschen vor allem, dass dieses Zusammentreffen unter dem Zeichen einer klaren, friedlichen Heiterkeit steht."

Das graphische Erkennungszeichen dieses Konzeptes zeigte das Brüsseler Rathaus inmitten eines Sterns, der mit seinen fünf unregelmäßigen Strahlen Licht auf die benachbart dargestellte Erdkugel wirft. Diese Akzentverschiebung, die in Ansätzen bereits für das Programm der Pariser Weltausstellung von 1900 formuliert wurde, führte allerdings zu einer einseitigen, beschönigenden Sicht der Dinge. Die meisten Aussteller hüteten sich davor, negative Folgen technischer Entwicklungen zu diskutieren oder die gesamte Bandbreite der Motive für den Fortschritt der Wissenschaften zu dokumentieren. So inszenierte man in der Ausstellung nur die "friedliche Nutzung der Atomkraft", während gerade 1957 die "Göttinger 17" - eine Gruppe von Naturwissenschaftlern in Deutschland - vor dem militärischen Einsatz atomarer Waffen gewarnt und damit heftige politische Debatten ausgelöst hatte. Den zeitgenössischen Quellen zufolge wurden solche kritischen Ansätze in Brüssel eher vernachlässigt. Die architektonischen Beiträge rückten in den Mittelpunkt des Interesses und wurden zum vieldiskutierten Hauptanziehungspunkt der Ausstellung, die als "Jahrmarkt des Atomzeitalters" in die Geschichte der Weltausstellungen einging.


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Die Weltausstellung 1958 in Brüssel
"Dieser Welt das Menschliche zurückgeben"
Jahr: 1958Stadt: BrüsselLand: Belgien
Dauer: 17. April - 19. Oktober 1958

 

 

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