Die Geschichte der Weltausstellungen
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Sibyl Moholy-Nagy: Expo '67

Praktisch gesehen ist diese Darbietung eine Kakophonie von architektonischen FUN HATS - komischen Hüten, in Stahl, Beton, Stein, Holz, Plexiglas und Kunststoff, symbolisch unterstrichen durch unzählige Verkaufsbuden, die groteske Kopfbekleidungen in unüberbietbarer Albernheit anbieten. Die letzte Weisheit der Dewey'schen Erziehungsphilosophie: dass Lernen Spiel sein sollte, hat hier ihre sublimierte Widerlegung gefunden. Es besteht nämlich nicht die geringste Beziehung zwischen der Form und dem Ausstellungsmaterial der Pavillons, von einigen Ausnahmen abgesehen. (...)

Im Rahmen der technischen Experimente und Verwirklichungen ist Fullers kolossale Seifenblase bei weitem die überholteste. Niemand wird leugnen, dass der geodätische Dom den größten Kubikinhalt mit dem geringsten Materialaufwand umschließen kann, aber wir wissen auch, dass es nicht nur das kostspieligste, sondern auch das unvariabelste Struktursystem ist. Wie Gertrude Stein so richtig bemerkte: Ein Tetraeder ist ein Tetraeder ist ein Tetraeder - und es gibt nur eine einzige Lösung, sie zu einer Kugel zusammenzufügen, die schon Leonardo da Vinci bekannt war. Der Propagandalärm hat nur mit einer Eigenschaft des amerikanischen Prunkpalastes zu tun - Größe! Es ist der größte geodätische Dom (20 Stockwerke hoch, 76 m Durchmesser), der teuerste Dom (9,3 Millionen Dollar) und - was will man mehr? - der leerste geodätische Dom."

Quelle: Bauwelt, Bd. 58, 1967, Nr. 28/29, S. 687-696, hier S. 688 und 692.


O.A: Habitat

Das Habitat benannte und von Moshe Safdie entwickelte Wohnungsprojekt der Expo kann aus mehreren Gründen gelobt werden: als ein visuell beeindruckendes Ausstellungsobjekt; als Vehikel, den Besuchern Möglichkeiten des Planens, Entwerfens und Bauens von Wohnungen vorzuführen und ihnen zu demonstrieren, wie viele Alternativen es zu dem Althergebrachten gibt; als Mittel, die Richtigkeit neuer Techniken des vorfabrizierten Bauens zu erproben. Die Tatsache, dass dieser Versuch ökonomisch bedeutungslos ist, - die Kosten für jede gebaute Wohnung bewegen sich in der Luxuskategorie - kann in diesem Kontext nicht berücksichtigt werden. Der Zweck der Ausstellung ist es, Experimente in Bereichen vorzuführen, die in anderen Zusammenhängen ökonomisch nicht gerechtfertigt wären. Als Pilotprojekt betrachtet, haben die Habitathäuser bereits demonstriert, dass einige Aspekte neu untersucht werden müssten, falls das Experiment einen wirklichen Beitrag zum Wohnungsbau leisten soll - jenseits der Notwendigkeit, das ökonomische Fundament rationeller einzurichten. (...) Der bereits jetzt erkennbare Hauptfehler des Entwurfs ist das Fehlen von Privatheit - allzu viele Dachterrassen und selbst Wohn- und Schlafzimmerfenster wurden zu nah aneinander gerückt. Selbst wenn eine ausführliche Analyse noch aussteht, so ist klar, dass der Hauptfehler der technischen Realisierung darin liegt, dass der ursprünglich beabsichtigte, hohe Grad der Vorfabrikation (es war vorgesehen, bereits vor der Platzierung der Baukörper alle Installationen und Einbauten abzuschließen) sich als nicht praktikabel erwies. Die Montage der vorfabrizierten Baukörper dauert länger als ihre Herstellung, was einen ökonomischen Arbeitsablauf erschwert. Auch scheint die frühere Begeisterung über die vermeintlich unbegrenzten Möglichkeiten der Montage der Boxen, die es erlauben sollten, Siedlungen unterschiedlichen Aussehens und verschiedener Größen zu erbauen, dazu geführt zu haben, dass nahezu jede Box neu entworfen werden musste. Der Vorteil, standardisierte Komponenten einsetzen zu können, wurde dadurch erheblich gemindert.

Quelle: Architectural Review, Bd. 142, August 1967, S. 143-146, hier S. 143.


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Die Weltausstellung 1967 in Montreal
 
Jahr: 1967Stadt: MontrealLand: Kanada
Dauer: 28. April - 27. Oktober 1967

 

 

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