Die Geschichte der Weltausstellungen
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Copyright: The Illustrated London News, 30.8.1862, S. 255

Als am 1. November 1862 die Tore der 2. Internationalen Industrieausstellung in London geschlossen wurden, waren sich alle Kritiker einig: diese Weltausstellung hatte bei weitem nicht die Bedeutung und den Erfolg der Großen Industrieausstellung von 1851. Sicherlich trugen die politischen Umstände als auch der Tod Prinz Alberts zu der schlechten Presse bei. Doch die meisten Probleme waren hausgemacht. Die Arbeit der Königlichen Kommission wurde weithin als unzulänglich beurteilt. Aussteller beklagten sich, ihnen sei zuwenig Raum zugeteilt worden und kaum jemand fand sich dafür zuständig, das umfangreiche Verpackungsmaterial beiseite zu schaffen und für Ordnung zu sorgen. Wegen der beengten Lage des Ausstellungspalastes kam es an den Eingängen immer wieder zu chaotischen Szenen. Da an manchen Tagen der Eintritt nur einen Shilling kostete, an anderen die Preise hingegen deutlich höher lagen, kam es zu Unklarheiten über die Rechte der Saisonkarteninhaber.

Auch die Jurierung der Exponate und die Vergabe von Medaillen und ehrenvollen Erwähnungen rief harsche Kritik hervor. Da mehr als die Hälfte der Aussteller mit Auszeichnungen bedacht worden war, ließ sich die Prämierung kaum als seriös bezeichnen. Trends konnten aber auch aus Statistiken abgelesen werden: Frankreich hatte vier Prozent mehr Auszeichnungen errungen als Großbritannien. Übrigens wurde auch die Medaille selbst, die Britannia mit ihrem Löwen zeigte, der Personifikationen von Gewerbe, Industrie und Künsten ihre Produkte zu Füßen legten, als "zu groß und zu hässlich" abqualifiziert.

Doch konnten bei aller Kritik auch positive Entwicklungen vermerkt werden. Auf dieser Weltausstellung wurden auch Laien und nicht nur Fachleute unmittelbar mit den neuesten technischen Entwicklungen und Produkten konfrontiert. Durch die Demonstration von Produktionsprozessen und die publikumswirksame Ausstellung von Maschinen besserte sich das Image technischer Geräte, die als Massenprodukte zunehmend auch in die Privathaushalte vordrangen.

Die Weltausstellung bot auch den Rahmen für ein Treffen von Arbeiterdelegationen aus England und Frankreich. Die ironischerweise vom französischen Kaiser Napoleon III. finanzierte Reise französischer Arbeiter führte später zur Gründung der "Internationalen Arbeiter Association", der sogenannten 1. Internationale. Weltausstellungen ermöglichten also den breiten Austausch von Informationen und Meinungen, wo es andere Möglichkeiten der Kommunikation noch nicht gab.

In Großbritannien sollte es nach 1862 keine großen internationalen Ausstellungen mehr geben, und man überließ dieses Feld Frankreich und Paris, der Weltausstellungsstadt par excellence, wo diese Veranstaltungen mit noch größerem Glanz und Pomp abgehalten werden konnten. In London sollten hinfort nur noch nationale oder fachbezogene Ausstellungen und Messen stattfinden.


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Die Weltausstellung 1862 in London
Die Popularisierung der Technik
Jahr: 1862Stadt: LondonLand: Großbritannien
Dauer: 1. Mai - 1. November 1862

 

 

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