Die Geschichte der Weltausstellungen
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Copyright: Unsere Weltausstellung 1893

Eine echte und folgenreiche Innovation der World's Columbian Exposition war die Errichtung des Vergnügungsparks Midway Plaisance, der das Vorbild für alle dauerhaften Einrichtungen dieser Art, von Coney Island in New York bis zu Disneyland werden sollte. An einer etwa eineinhalb Kilometer langen Straße waren hier populäre Attraktionen, Restaurants und Bierhallen, ethnologische Live-Shows, ein Zirkus und Amüsierbetriebe untergebracht worden.

An Zerstreuungen und Amüsements gab es wahrlich keinen Mangel. In einem deutschen Dorf und in den Pappkulissen von Alt-Wien konnte man Essen und Trinken; ein türkischer Basar und eine nachgebaute Straße aus Kairo sorgten ebenso für exotischen Kitzel wie die 'Eingeborenen-Dörfer' aus der Südsee und aus Afrika. Wo konnte man sonst im Abstand von wenigen Metern einen Kamelritt wagen und Bauchtänzerinnen sehen, irisches Bier trinken, einem Schönheits- und Kostümwettbewerb zusehen, die Dressuren wilder Tiere bewundern und auf einer künstlichen Eisfläche Schlittschuh laufen. Zeitgenossen beschrieben das elektrisch beleuchtete Alpenpanorama als künstlerischen Höhepunkt, das die Besucher mit Kuhglocken, Gebirgshörnern und Jodlern am Eingang anlockte und im Inneren mit elektrischen Windmaschinen in Sturmhöhen versetzte. Alles was der Ernsthaftigkeit und dem strahlenden Glanz des eigentlichen Ausstellungsgeländes hätte abträglich sein können, wurde hierhin abgeschoben. Hier demonstrierte die weiße Rasse den Reichtum ihrer kolonialen Eroberungen, zeigte die Menschen aus Asien und Afrika wie auch die Indianer Amerikas als kuriose Exponate vor und unterwarf sie sich - auf symbolischer Ebene - ein weiteres Mal.

Am Ende der Vergnügungsmeile überragte Ferris Wheel, ein 80 Meter hohes Riesenrad als ein Wahrzeichen der Ausstellung das Gelände. Mit seinen 36 pferdewagengroßen Gondeln beförderte es in sechs Monaten 1 600 000 Personen zum Preis von 50 Cents in luftige Höhen, von wo sich ein prächtiger Rundumblick auf das Ausstellungsgelände und die Stadt Chicago bot. Das Riesenrad war so erfolgreich, dass es für die Weltausstellung in St. Louis 1904 wieder aufgebaut wurde.


"Die Plaisance war ein Potpourri, ein eitler Jahrmarkt; es war dem Katalog zufolge ein 'ethnologisches Exponat', das durchgedreht war; es war ein geografischer Alptraum; aber vor allem war es ein Spielplatz, ein Tummelplatz der Nationalitäten, ein gewaltiger Wirbel des Vergnügens. (...) Diese Straße war wie ein Kessel, in den ein Riese Zutaten aller Art zusammengerührt und mit dem 'Salz der Erde' und mit einigen pfeffrigen Wildheiten gewürzt hatte. Und so war es eine brodelnde, siedende, dampfende Masse, die immer schneller umgerührt wurde, kochend, überlaufend, zischend, immer lauter, schneller, heißer, bis es in der letzten Nacht mit einem schrecklichen, qualmenden Knall explodierte und zu Dampf zerstob, den man vergeblich zu fassen suchte. Man erinnert sich nur an eine verworrene Masse von Sensationen; einen Reigen von amüsanten und interessanten Ereignissen, schneller, als dass man sie erhaschen konnte; eine Folge von Szenen, die einen zum Lachen brachten, wegen der komischen Hoffnungslosigkeit des Versuchs, sie zu verstehen; eine Verwirrung des Lärms - nein, ein Tumult, ein Gebrüll - und ein Kaleidoskop der Farben und Bewegungen, das jemanden völlig verwirrt hätte, wenn es nicht in unheimlich kurzer Zeit dessen Blut in Übereinstimmung mit seinem eigenen verrückten Puls gebracht hätte."

Aus: Charles Mulford Robinson, The Fair as Spectacle. In: Johnson 1897, Bd. 1, S. 512.


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Die Weltausstellung 1893 in Chicago
Der große Vergnügungspark - Die Midway Plaisance
Jahr: 1893Stadt: ChicagoLand: USA
Dauer: 1. Mai - 30. Oktober 1893

 

 

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