Das Humangenomprojekt ist eine Forschungsinitiative, um das Genom des Menschen, also die Summe aller Erbanlagen, zu entschlüsseln.
Der "Text" des Genoms besteht aus ca. 3 Milliarden "Buchstaben", den chemischen Basen Adenin, Thymin, Guanin und Cytosin. Alle diese 3 Milliarden Basen sollen in der richtigen Reihenfolge bestimmt werden. Diese Menge ist kaum vorstellbar. Wenn ein Mensch bis 3 Milliarden zählen würde, und jede Sekunde eine Zahl aussprechen würde, bräuchte er dazu 87 Jahre.
Die Basen sind auf der DNS (Desoxyribonucleinsäure) hintereinander angeordnet. Das ergibt einen ca. 1 m langen Faden, der in 23 Chromosomen aufgeknäuelt ist. Der DNS-Faden ist wie ein Reißverschluss aus zwei Teilen zusammen gesetzt und wie eine Wendeltreppe aufgedreht (Doppelhelix). Eine "Reißverschlusshälfte" erbt man von der Mutter, die andere vom Vater.
Der offizielle Start des Human Genome Projects ist Oktober 1990. Nach und nach kamen Forschungsinstitute in der ganzen Welt dazu, Deutschland ist seit Juni 1995 mit mehreren Institutionen an der Genomanalyse beteiligt (Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik, Berlin; Institut für Molekularbiotechnologie, Jena; Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg; Ressourcenzentrum, Berlin u.a.).
Heute sind in der Human Genome Organisation (HUGO) 50 Länder mit 1000 Institutionen verbunden. Das Projekt wird durch die Abteilung für Energie (DOE, Department of Energy) und die Nationalen Gesundheitsinstitute (NIH, National Institutes of Health) der USA koordiniert.
Aktuelle Informationen zum Humangenomprojekt sind im Internet unter http://www.nhgri.nih.gov/HGP zu erhalten.
Beim Start des Humangenomprojekts wurde die endgültige Entschlüsselung des Genoms für 2005 prognostiziert, durch fortschreitende Technik und immer effizientere Aufgabenteilung beschleunigte sich das Projekt jedoch so sehr, dass das Ziel bereits 2003 erreicht sein sollte.
Im April 2000 hat eine Privatfirma in den USA (Craig Venter, Celera Genomics) verkündet, das Erbgut des Menschen entschlüsselt zu haben.
Diese Entschlüsselung bedeutet jedoch noch nicht, dass wir jetzt alles über unsere Erbanlagen wissen. Der Sinn des Textes erschliesst sich, wie bei einer fremden Sprache nicht allein aus den Buchstaben. Die Decodierung der Information wird noch viele Jahre bis Jahrzehnte dauern.
In Deutschland wurde im Mai 2000 die vollständige Entschlüsselung des Chromosoms 21 bekannt gegeben. Diese Chromosom ist verantwortlich für die Erbkrankheit Down Syndrom (Mongoloismus), die entsteht, wenn ein Mensch statt zwei drei dieser Chromosomen in seinem Chromosomensatz hat.
Von den 3 Milliarden Basen sind ca. 3-5 % Bestandteile von Genen und haben damit eine Funktion: Sie steuern den Aufbau des Körpers. Die restlichen 95-97 % sind keine Gene und wir kennen ihre Funktion noch nicht.
Der Stecknadelwürfel
Der Stecknadelwürfel macht die Größe dieses Forschungsprojektes sinnlich erfassbar.
Ein verglaster Würfel ist komplett angefüllt mit kleinen Stecknadeln (das entspricht ca. 3 Mrd. Stück). Das ist eine sinnlich leicht erfassbare Darstellung der riesigen Forschungsaufgabe des Humangenomprojektes.
An allen vier Seiten des Würfels befinden sich Messlatten (0 3 Mrd.) , die den aktuellen Stand der Genomentschlüsselung zeigen. Neben Jahresangaben (1998, 1999, 2000) steht der Prozentsatz der bereits dekodierten Basenpaare (entsprechend 5%, 18% und fast 100 %).
Weil die einzelnen Stecknadeln eine für den Menschen erfahrbare Größe haben, kann der Besucher die riesige Zahl tatsächlich begreifen.
Faszinierend erscheint auch das Größenverhältnis: Wie können 3 Milliarden Basen in eine einzige Zelle reinpassen? Der Besucher fühlt, einem großartigen Geheimnis der Schöpfung nahe gekommen zu sein.
Nach dem ursprünglichen Konzept dieser Installation sollte es zwei Stecknadelwürfel geben. Der zweite, zu 15% mit Stecknadeln angefüllte Würfel, sollte den Teil der noch nicht entschlüsselten Basenpaare darstellen. Doch die Forschung ist, wie schon erwähnt, schneller vorangegangen entschlüsselt zu haben.
Der "Endlos-Drucker"
Der Endlosdrucker druckt die Buchstaben der Erbinformation: A,C,G und T in einer unendlichen Zufallswiederholung. Dabei wird sehr klar, dass mit der Reihenfolge der Buchstaben allein noch nicht alles bekannt ist. Den Text lesen zu können, wird wie bei einer fremden Sprache noch lange dauern.