Mensch


© David Brandt
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Reproduktionsgenetik


In der Ausstellung wird gezeigt, welche Konsequenzen die Weiterentwicklung der reproduktionsmedizinischen Methoden in Verbindung mit der Gentechnik haben könnten. Zum "Menschen nach Maß" können viele Zwischenschritte führen, die als solche erst einmal nicht geplant sind, jedoch den Weg zu einer immer weiter gehenden Machbarkeit und Planung des menschlichen Lebens führen.

Ein erster Schritt ist die Präimplantationsdiagnostik (PID). Dabei wird der Embryo genetisch untersucht, bevor er in die Gebärmutter eingepflanzt wird. Aus einer Auswahl von mehreren befruchteten Eizellen wird diejenige ausgewählt, die das entsprechende krankmachende Gen nicht trägt.

Diese Methode, in den angelsächsischen Ländern erlaubt, ist in Deutschland bis jetzt noch verboten. Es geht vor allem um die Vereinbarkeit mit dem Embryonenschutz-Gesetz, das verbietet, Embryonen zu Forschungs- und Untersuchungszwecken zu verbrauchen.

Ein weiterer Schritt, der jedoch noch nirgends auf der Welt - zumindest veröffentlicht — stattgefunden hat, ist die Manipulation an der Keimbahn. Doch werden diese Möglichkeiten bereits intensiv diskutiert.

Seit Empfängnisverhütung, künstlicher Befruchtung und Pränataldiagnostik haben sich dem Menschen Wahlmöglichkeiten hinsichtlich seiner Fortpflanzung eröffnet, die vorher nicht denkbar waren. Damit scheint bereits ein subtiler, aber signifikanter Wandel in der Einstellung zum Kind eingetreten zu sein. Es gilt als vermeidbar, ein Kind mit schweren erblichen Schäden zu bekommen. Es ist denkbar, dass auch weitergehende Wünsche hinsichtlich der Selektion nach positiven Eigenschaften erfüllbar wären. Immer mehr Gene werden bekannt, je weiter das Genomprojekt fortschreitet und man kann sich leicht vorstellen, dass bei Prä-Embryonen eines Tages nicht nur nach Krankheitsgenen gefahndet wird, sondern die Auswahl auch danach gesteuert wird, welcher Embryo erwünschte Eigenschaften entwickeln könnte. In einem weiteren Schritt wäre auch die Veränderung dieser Anlagen durch gentechnische Manipulation denkbar.

Diese Fragen sind selbstverständlich noch rein theoretisch, da weder die technischen Möglichkeiten der Gentechnik noch die gesetzlichen Bestimmungen dies erlauben.

Für eine Lockerung des Embryonenschutz-Gesetzes plädieren vor allem Transplantationsmediziner. Aus embryonalen Stammzellen (Zellen des Embryos) können Organe und Gewebe gezüchtet werden.

Zur Zeit beginnt in Deutschland eine Debatte über ein Fortpflanzungsmedizin-Gesetz, das die Anwendung all dieser neuen Technologien regeln soll.

Wir werden uns auch die Frage stellen, ob wir durch die Veränderung unserer Erbanlagen eines Tages in unsere eigene Evolution eingreifen und sie steuern können.

 

Der Kühlraum


Man schaut in ein Labor für künstliche Befruchtung. Da stehen Geräte zur Spermieninjektion, Mikroskop, Brutschränke für Embryonen. In den Tiefkühlschränken werden Petrischalen, Reagenzgläser, Behälter zum Aufbewahren von Samen untergebracht. Die Gegenstände in den Tiefkühlschränken sind dick mit Eiskristallen verkrustet, der Innenraum ist neblig.

Das erweckt den Eindruck, dass die Methoden sowie Motivationen der Reproduktionsmedizin ebenso kalt, steril und herzlos sind.

Ein dreiminütiger Spielfilm vermittelt aber eine andere Sichtweise. Tom und Natalie sind ein Paar im Jahr 2080. Mit den Mitteln moderner (und zukünftig eventuell möglicher) Reproduktionsmedizin suchen sie sich ihr Kind nach gründlicher Genanalyse am Computer aus.

Die Überlegungen über das Kind, die Gespräche in der Reproklinik erlebt das Paar als höchst emotional geprägtes Erlebnis, das zugleich mit großer Verantwortung verbunden ist.

Der Besucher sieht sich darin aufgefordert, sein Verhältnis zu den Methoden und Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin zu überprüfen.

Künstliche Befruchtung: Egoismus, Mode, Ökonomie? Möchte ich das?

Trennung von Sex und Fortpflanzung: Wird Sex ein Auslaufmodell, wenn wir unsere gentechnisch gecheckten Nachkommen am Computer auswählen?


Dieser Themenbereich wurde in Zusammenarbeit mit der Deutschen Klinik Bad Münder, Zentrum für IVF und Reproduktionsmedizin entwickelt.

Liste der Details:
Einführung
Der naturwissenschaftliche Blick in den Menschen
Der virtuelle Mensch
Visible Human
Genomforschung
Das Humangenomprojekt
Gene und Verhalten
Gendiagnostik
Biotechnik/Robotik/Prothetik
Reproduktionsgenetik
Evolution
Die Erweiterung des Menschen
Robotik
Prothetik
Transplantationen
Hirnforschung
Zeit
Neuronale Netze
Implizites und explizites Wissen
Seele
Lachen und Humor
Schlaf
Chronobiologie/Psychoneuroimmunologie
Generationen/Familienstrukturen
Wandel von Lebensformen
Kompetenz im Alter
Geben und Nehmen (Transfer zwischen den Generationen)
Weltbevölkerung/Altersvorsorge
Menschenrechte/Solidarität/Toleranz
Toleranz
Interkulturelle Kompetenz
Solidarität
Solidarität mit Menschen der 3. Welt
Selbsthilfeorganisationen in Russland
Solidarität zwischen den Generationen
Menschenrechte
Weltweite Projekte
Das ChemiDrom

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