Mensch


© David Brandt
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Prothetik


Doch auch in der Prothetik verwischen die Grenzen zwischen Mensch und Maschine. Der Ersatz menschlicher Organe und Gliedmassen wird immer unsichtbarer und passt sich immer mehr den natürlichen Funktionen an.

Bionik: Es wird geprüft, wie sich organische Bau- und Bewegungsprinzipien auf den Bereich der Technik übertragen lassen. Die Leitvorstellung ist ein bionisches Bewegungssystem, das von der Zellebene bis zur Ebene des Gesamtsystems nach Prinzipien der Natur funktioniert.

Eine Weiterentwicklung ist die Neurobionik. Dies ist die Anwendung von Erkenntnissen aus Neurobiologie, Biokybernetik und Informationsverarbeitung auf die Prothesenherstellung. Prothesen, die mit Mikroprozessoren versehen sind, können gesteuert werden und reagieren auf Nervenimpulse.

Beispiele für neurobionische Entwicklungen sind die künstliche Innenohrschnecke (Cochlea Implantat) und der Herzschrittmacher. Noch Zukunftsmusik sind die künstliche Netzhaut (Retinaimplantat), eine Rückenmarksprothese für Querschnittgelähmte oder der brainchip. Mit letzterem ließen sich Neuronenimpulse im Gehirn auslösen und regulieren, was etwa bei der Behandlung von Krankheiten wie Epilepsie oder Parkinson eine große Bedeutung hätte.

Künstliches Innenohr: Das Cochlea Implantat ist eine neurobionische Prothese, die bis jetzt am weitesten fortgeschritten ist. Sie ist seit ca. 10 Jahren routinemäßig im Einsatz. Über einen Sender werden Spannungsschwankungen in einer Empfängerspule erzeugt, die hinter dem Ohr eingepflanzt wird. Ein Sprachprozessor erzeugt Signale in Form von Reizströmen, die auf die Hörschnecke übertragen werden.

Künstliche Netzhaut: Noch sehr viel komplexer als die Hörschnecke ist die Netzhaut (Retina) aufgebaut. Die Sinneszellen — 120 Millionen Stäbchen und 6 Millionen Zapfen — nehmen die Reize auf und leiten sie über mehrere Zwischenstufen an die 800 000 Ganglienzellen weiter, die sie dann zum Gehirn melden. Ein Retina-Implantat wird als eine dünne Folie entwickelt, die mit Computerchips besetzt ist. Sie wird an der Rückseite des Auges aufgelegt. Gesehen wird das Bild von einer besonderen Kamerabrille, die Funksignale an die Retinafolie sendet.

Künstliche Gehprothesen: Für Querschnittgelähmte bringen Gehneuroprothesen Hoffnung. An der Universität Düsseldorf wird eine Stand-Gang-Neuroprothese entwickelt, die per Chip die Bewegungen des Patienten lenken soll.

 

"O.P."

Sehr viel ist am menschlichen Körper bereits ersetzbar. Teil für Teil kann der Mensch auseinander genommen werden. In einem Würfel befindet sich zwar kein Mensch, sondern eine Krankenliege, die der Künstler Stefan Sous in all ihre Einzelteile zerlegte, und sie mittels Drähten in einer Art dreidimensionaler Explosionsdarstellung wieder zusammen fügte.

Eine neben dem zersprengten Bett hängende lange Liste mit Ersatzteilen für den Menschen lässt den Bezug herstellen. Heute zählt diese Liste rund 60 verschiedene Ersatzteile bzw. —organe. Der Besucher wird mit den Fragen konfrontiert: Ist der Mensch mehr als die Summe seiner Teile? Was macht dieses "Mehr" aus? Ist der Körper generell ersetzbar? Im Gegensatz zur Seele?

 

Stefan Sous


1964 bei Aachen geboren

Studium an der Kunstakademie Düsseldorf

Stefan Sous untersucht in seinen Arbeiten das Verhältnis der Teile zum Ganzen, vom Kern zur Hülle, von Innen zu Außen. Er bedient sich dabei der vollständigen Demontage seines Untersuchungsgegenstands, ausgeführt als dreidimensionale Explosionsskulptur.

Die ausgestellte Arbeit stellt die Frage, ob der Mensch, wenn eines Tages alle Einzelteile hergestellt werden können, auch wie eine Maschine zusammen gesetzt werden kann.

Liste der Details:
Einführung
Der naturwissenschaftliche Blick in den Menschen
Der virtuelle Mensch
Visible Human
Genomforschung
Das Humangenomprojekt
Gene und Verhalten
Gendiagnostik
Biotechnik/Robotik/Prothetik
Reproduktionsgenetik
Evolution
Die Erweiterung des Menschen
Robotik
Prothetik
Transplantationen
Hirnforschung
Zeit
Neuronale Netze
Implizites und explizites Wissen
Seele
Lachen und Humor
Schlaf
Chronobiologie/Psychoneuroimmunologie
Generationen/Familienstrukturen
Wandel von Lebensformen
Kompetenz im Alter
Geben und Nehmen (Transfer zwischen den Generationen)
Weltbevölkerung/Altersvorsorge
Menschenrechte/Solidarität/Toleranz
Toleranz
Interkulturelle Kompetenz
Solidarität
Solidarität mit Menschen der 3. Welt
Selbsthilfeorganisationen in Russland
Solidarität zwischen den Generationen
Menschenrechte
Weltweite Projekte
Das ChemiDrom

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