Es sind etwa 6000 Stoffwechselfehlfunktionen/Krankheiten bekannt, die auf veränderten Genen beruhen.
Jeder Mensch trägt solche veränderten Gene in sich, die jedoch erst zu Stoffwechselfehlfunktionen führen, wenn beide Kopien (also die vom Vater und von der Mutter geerbte) die gleiche Veränderung aufweisen oder wenn eine Kopie zur Krankheitsauslösung ausreicht (dominanter Erbgang).
Durch die Entschlüsselung des gesamten Genoms werden eines Tages alle Gene in ihrer Basenzusammensetzung bekannt sein. Für viele Krankheiten wird man dann entsprechende Medikamente entwickeln können, die diese Fehlfunktion ausgleichen. Für viele andere Erkrankungen sind jedoch noch keine Therapiemöglichkeiten erkennbar.
Die Diagnosemöglichkeiten werden immer besser. Die neueste Entwicklungen sind Chips, auf denen bis zu 80000 Genabschnitte analysiert werden können.
Da viele Erkrankungen (noch) nicht behandelt werden können, stellen diese Diagnosen zum Teil erhebliche Belastungen dar. Im Falle von vorgeburtlichen Genuntersuchungen stellen sich die Fragen nach Schwangerschaftsabbruch und im Falle von Präimplantationsdiagnostik, also der Genanalyse von Embryonen vor dem Einpflanzen in die Gebärmutter, die Frage nach der Auswahl des gesunden Embryos.
Diese sehr schwierigen Fragen müssen in ausführlichen Beratungsgesprächen mit einem Humangenetiker geklärt werden. Die Deutsche Gesellschaft für Humangenetik hat ausführliche Richtlinien für derartige Gespräche herausgegeben.
Dieser Themenkomplex wurde in Zusammenarbeit mit dem Forum für Wissenschaft und Technik e.V. in Göttingen entwickelt.
Die Telefonzelle
Eine Telefonzelle mit Telefonkarten. Der Besucher hört den bekannten Mythos von Ödipus, dem das Orakel von Delphi seine Zukunft voraus sagte.
Beim Reinstecken der Telefonkarte wird klar, was das Orakel mit der Genforschung zu tun hat. Es handelt sich um Chipkarten mit genetischen Daten.
Der Besucher erfährt, dass viele Krankheiten, die er als Besitzer solch einer Chipkarte in der Zukunft bekommen könnte, noch nicht heilbar sind. Für viele andere eröffnen sich jedoch gerade durch die Gendiagnostik Behandlungsmöglichkeiten.
Jeder weiß, dass er nicht seine eigene Karte eingesteckt hat, und dass es nur ein Spiel ist. Dieses Spiel mit der Wirklichkeit lässt den Besucher jedoch lebendig die Situation erleben, dass jemand in die Lage versetzt wird, seine genetischen Dispositionen sehr frühzeitig zu erfahren.
Mit einer anderen Karte wird beispielsweise ein Embryo getestet. Was, wenn es nicht den Wünschen seiner Eltern nach Perfektion entspricht?
Der Besucher wird mit grundlegenden Fragen persönlich konfrontiert: Möchte ich eigentlich über meine Krankheitsdispositionen frühzeitig informiert sein? Möchte ich, dass meine Familie, Freunde, Öffentlichkeit darüber erfahren? Wie kann ich sicher sein, dass meine Geheimnisse nicht verraten werden? Würde so eine Genkarte überhaupt mehr Nutzen oder Schaden bergen?